Wenn heute der letzte Tag deines Lebens wäre, würdest du genau mit dem weitermachen wollen, was du gerade tust? Eine grosse Frage, die mir ins Gesicht springt. Ein grosser Mann, der sie irgendwann mal gestellt hat. Welche Aspekte des Lebens sind gemeint? Beruf? Liebesleben? Beziehung? Alles im Globo? Nehmen wir das Arbeitsl(i)eben.
Da glaube ich zu wissen, dass viele nicht lieben, was sie täglich tun. «Ech muess go schaffe ...» Oder, warum tönt es jeden Montagmorgen aus dem Radio «Das Wochenende ist vorbei. Jetzt beginnt der Ernst des Lebens wieder.» Durchhalteparolen in Reih und Glied. Als ob die ganze Bevölkerung einen Motivationsschub braucht, um die Arbeitswoche zu überstehen. Traurig, nicht? Denn, eigentlich ist es ja ein Privileg, wenn man arbeiten gehen darf. Wenn man etwas tun kann, das einem hilft, sein Leben zu finanzieren. Der Arbeit nachgehen, damit am Ende des Monats die Kohle auf dem Konto ist. Die Kohle, die hilft, das Leben erträglich zu machen. Weil damit Freizeit, Status und Leidenschaften finanziert werden. Absolut legitim, diese Einstellung. Ganz nach dem Motto – ich geb dir was und bekomme was dafür zurück. Die Frage ist nur, ob dieser Antrieb auf Dauer ausreicht? Aber halt, es ist ja nicht nur das Geld. Es geht um Status, Anerkennung, Erfolg – häufig oder ausschliesslich? Früher konnte man sich beweisen, indem man zur Jagd ging und das grösste Mammut in die Höhle schleifte. Heute geht es auch ums Mammut. Nur hat das Ding andere Formen angenommen.
Eines schönen Morgens liegt man im Bett. Reibt sich verwundert den Schlaf aus den Augen und fragt sich: Wars das? Arbeiten bis zum Umfallen? Womöglich in einem Job, der nicht Spass macht. Und jetzt? Vielleicht die Sichtweise drehen: Anschauen, was der Job einem alles ermöglicht und gibt. Welche Sicherheiten man dadurch bekommt (Manchmal auch vermeintliche, weil auch ein Job sich ganz schnell in Luft auflösen kann). Vielleicht sind ja die Arbeitskollegen einfach unersetzlich nett? Wenn es einem aber nicht gelingt, auch nur einen positiven Aspekt in seinem Tun zu finden, dann wird es schwierig. Dann stimmt die Frage nach «Möchtest du für immer tun, was du gerade tust?» eher traurig. Nachdenklich. Anstatt freudig lächelnd seiner Berufung nachzugehen tut man irgendwas. Das wäre dann wohl eher die Bemusstung. Tagein, tagaus begleitet von «ich muss». Nein, musst du nicht. Du darfst. Wenn das Ding mit der Sichtweise nicht hilft, bleibt die Wahl. Die freie Wahl, sich etwas zu suchen, was Spass macht. Ja sowas! Nicht daran gedacht, oder? Vielleicht auch einfach vergessen, darüber nachzudenken. Weil das Hamsterrad einfach dreht.
Es erfordert Mut, sich gegen finanzielle Sicherheit und für Selbstbestimmung zu entscheiden. Es braucht Courage, einen Schritt zu wagen, von dem man noch nicht genau abschätzen kann, wohin der Weg führt. Ich weiss sehr wohl, wie es sich anfühlt, wenn man in seine Mailbox starrt und darauf wartet, dass der nächste Auftrag kommt. Ich weiss sehr wohl, wie es ist, wenn am Ende des Monats vielleicht nur halb so viel Kohle auf dem Konto liegt wie früher. Ich weiss sehr wohl, dass das Leben teuer ist und verzichten nicht immer einfach fällt. Aber hei, es lohnt sich. Trotzdem oder gerade deswegen. Weil man sich in anderen Dimensionen kennenlernt. Weil man entdeckt, wie wertvoll Dinge sind, die nichts kosten. Und wie unendlich viel Freude ein Kundenlob, ein gelungener Auftrag macht. Denn, ich habe diesen Schritt gemacht. Ich Mensch, der seine Sicherheit am liebsten in einem Hochsicherheitskoffer durch die Gegend schieben würde. Habe losgelassen, was sicher war und bin losgelaufen, um das Abenteuer der Selbstständigkeit zu entdecken. Und es hat sich gelohnt. Ich würde aktuell keinen Tag mehr zurück wollen in mein altes Jobleben. Ich würde keinen Tag mehr zurück wollen in Montag – Freitag von 8 bis 18 Uhr. Denn, für mich fühlt sich kein Tag wie arbeiten an. Auch wenn die Woche manchmal 7 Tage leidenschaftliches Denken und Schreiben mit sich bringt. Auch wenn ich die Klappe manchmal erst um 22 Uhr dicht mache. Auch wenn ich hin und wieder für eine Entschädigung arbeite, für die «man» eigentlich nicht aufstehen würde. Schlicht und einfach, weil es Spass macht. Es macht Spass, seine Tage selber zu bestimmen. Es macht Spass, das zu tun, was in mir drin ist. Es macht Spass, all den Buchstaben und Wörtern, die in meinem Inneren auf ihren Einsatz gewartet haben endlich ihren Auftritt zu geben. Es macht Spass, weil kein Tag dem anderen gleicht, weil sich kein Auftrag, wie Arbeiten anfühlt. Sondern einfach so, als ob ich mich mit etwas beschäftige, was ich unheimlich gerne tue und damit mein Leben finanzieren kann. Und darum fällt es mir so einfach, die Frage zu beantworten. Ja! Ich würde mit genau dem weitermachen wollen, was ich gerade tue. Und du?