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  • AutorenbildYvonne Ineichen

Schreiben Sie bunt und lebendig


Das Thema wäre spannend. Wäre – Sie wissen, warum ich den Konjunktiv verwende? Der Text ist so verfasst, dass er nach lauwarmer Suppe schmeckt. Ein Bandwurmsatz reiht sich an den nächsten und das Verb taucht, wenn man Glück hat, am Ende des dreizeiligen Satzes wieder auf. Wie Mark Twain schon vor Jahren treffend sagte: Wenn doch die Deutschen das Verb so weit nach vorn zögen, „that one it without a telescope discover can!“ Nicht nur mit dem Verb tun sich manche schwer. Die Fantasie fehlt, wenn es darum geht, Dinge beim Namen zu nennen. Statt von roten Rosen, knallgelben Sonnenblumen und tiefblauen Veilchen schreibt der Verfasser von Pflanzen, bestenfalls von Blumen. Das Stadion wird als Plattform angepriesen, die für Sportveranstaltungen, Kultur und Freizeit Raum bieten soll. Für Junge und alte Menschen aus der Stadt aber auch aus dem ganzen Kanton gedacht. Passt alles? Inhaltlich völlig korrekt? Absolut. Aber, finden Sie nicht auch, dass ein Stadion in einer grossen Dimension etwas mehr Aufmerksamkeit verdient hat? Das riecht doch förmlich nach...

Begeisterte Fanschreie hallen durch das Stadion. Zwei Teams sprinten über den Rasen und jagen sich den Ball ab. Ein Tor fällt nach dem anderen. Eine Laola-Welle folgt der nächsten, bis zum... Pausenpfiff. Der Leadsänger reisst sich das Shirt vom Leib, die Halle tobt, die Erde bebt, die Fans kreischen. Hände schnellen in die Höhe und wippen im Takt hin und her. Eine Menschenmenge in Ekstase. Das ist das neue Stadion – Emotionen, Erlebnis, Spektakel pur. Die Flutlichter gehen aus. Die Tribünen leeren sich. Lisa macht sich auf den Heimweg. Sie schlendert durch die Strassen. Es windet stark. – Da ist sie wieder, diese beliebige, lieblose Sprache. Es windet stark. Geben wir dem Ganzen etwas Dynamik? – Der Wind rauscht durch die Gassen und zerrt an ihrem Kleid. Er lässt ihr langes Haar tanzen und haucht ihr einen rosa Schimmer auf die Wangen...

Ein kleines Beispiel, wie Sie aus ein paar „gesichtslosen“ Sätzen eine Geschichte zaubern und für Ihren Leser ein Bild malen. Es braucht nicht viel:

  • Schreiben Sie aktiv.

  • Erzählen Sie.

  • Verwenden Sie Verben.

  • Suchen Sie in Ihrem Wortschatz nach Synonymen.

  • Machen Sie kurze Sätze.

  • Nennen Sie die Dinge bei ihrem Namen.

  • Vermeiden Sie Floskeln und suchen Sie nach guten Alternativen.

Noch ein paar Ideen:

  • Ein Mädchen, mit dem Antlitz eines Engels – anstatt „Sie war schön.“

  • Eine Schwester zehenspitzelt herein – anstatt „Sie kam auf leisen Sohlen.“

  • Ein kleiner Strauss Schneeglöckchen – anstatt „ein Blumenstrauss“

  • Der Wolkenbruch – anstatt „starker Regen“

  • Der Nieselregen – anstatt „leichter Regen“

Und, haben Sie Lust bekommen, Ihren Texten Leben einzuhauchen? Falls Ihnen die Wörter ausgehen. Hier finden Sie Hilfe:


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