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AutorenbildYvonne Ineichen

In der Kürze liegt die Würze


Ein altes Sprichwort bringt es auf den Punkt. Wer mag endlosen Ausführungen folgen und komplett verschachtelte Sätze entschlüsseln? Oft fehlt im Alltag die Geduld und Musse, einen komplizierten Text bis zu Ende zu lesen. Meist klinkt man sich dann nach den ersten Zeilen aus und liest, wenn es hoch kommt, noch die letzten Sätze des Textes. Schade um die Arbeit. Darum, denken Sie immer daran, wenn Sie schreiben. Kurz, prägnant, bildhaft. Dann halten Sie Ihre Leser bei der Stange.

«Er unterhandelte noch, in der ersten Station, mit den Wirtsleuten, über die Art und Weise, wie er seiner wieder los werden könne: als er schon auf Befehl der Polizei, welche davon Wind bekommen hatte, arretiert und unter einer Bedeckung, er, sein Sohn und Nicolo, so hieß der kranke Knabe, wieder nach Ragusa zurück transportiert ward.» (Aus «der Findling» von Heinrich von Kleist).

Natürlich, Schachtelsätze dienen auch als Stilmittel. Und haben bestimmt ihren Reiz. Was für die Literatur funktioniert, hat aber in der alltäglichen Kommunikation oftmals nichts verloren.

«Lange freuen konnte sich Luzerns Trainer Markus Babbel, der 1996 mit Deutschland Europameister wurde, über die Führung nicht.»

Über den grössten Teil des Satzes waren Sie jetzt der Meinung, dass sich Markus Babbel freut. Erst ganz am Ende erfahren Sie, dass die Mannschaft dann doch nicht gewonnen hat. Es geht auch einfacher: Nicht lange über die Führung freuen konnte sich Luzerns Trainer Markus Babbel.

Die Faustregel

Es gibt hierzu eine einleuchtende Faustregel: Was zusammengehört muss innerhalb von drei Sekunden gelesen werden. Das sind zwölf Silben oder sechs Wörter. Mehr ist dem Leser nicht zuzumuten. Und was gehört zusammen? Erstens die Bestandteile eines zusammengesetzten Verbs (er reist ab), zweitens Subjekt und Prädikat (das Auto fährt), drittens die Bestandteile eines Hauptsatzes (seit heute ist Tom ein Star) sowie viertens Artikel und Substantiv (die Frau).

Darum, nehmen Sie jeden Ihrer Sätze genau unter die Lupe. Natürlich macht ein Einschub hin und wieder Sinn, auch als stilistisches Mittel. Trotzdem: M

achen Sie es Ihren Lesern so einfach wie möglich. Satzeinschübe lassen sich genauso gut als eigenständige Sätze formulieren.


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