Markenstimme statt Maulkorb
- Yvonne Ineichen
- 6. Mai
- 3 Min. Lesezeit

Viele Marken investieren mit Feingefühl und Budget in ihren Look – aber wenn’s ums Formulieren geht, wird zusammengewürfelt, was der Baukasten hergibt. Hauptsache schnell. Hauptsache irgendwas. Dass Sprache mehr kann als „auch noch sein“ – zeig ich dir in diesem Beitrag. Und zwar am Beispiel einer Bike-Marke.Weil sich Bike-Typen herrlich eignen, um zu zeigen, wie sich Markencharakter auch sprachlich zeigen kann.(Hinweis: Funktioniert auch bei Steuerberatungen, Cafés und Start-ups.)
Warum deine Markenstimme nicht das Aschenputtel deines Auftritts sein darf
Hübsch ist sie geworden, die Marke. Neues Logo – sitzt wie frisch gelackt. Die Farben – abgestimmt bis ins letzte RGB. Die Bildwelt ist auf dem Punkt. Alles schreit: «Wir wissen, wie’s geht!» Und dann kommt der Text. Und klingt wie aus dem Baukasten von vorgestern. Da wird munter designt, gelayoutet, retuschiert – aber wenn’s ans Formulieren geht, landen wir beim kleinen Einmaleins der Floskeln. Und bei Sätzen, die so viel Spass machen, wie ein Plattfuss in der Abfahrt.
Für die Markensprache bleibt oft nur ein halbes Budget, ein Fünftel der Zeit – oder bestenfalls ein Rest Erbsen, wie bei Aschenputtel. Dabei ist es genau diese Sprache, die den Sattel tiefer legt. Die Marke zum Rollen bringt. Und bei Leserinnen und Lesern etwas auslöst.
Markensprache – was ist das überhaupt?
Sind Logo und Bildwelten die Verpackung, ist die Markensprache das Innenleben. Sie ist der Soundtrack zur Abfahrt und der Charakter deiner Marke. Sie ist der Vibe, der deine Zeilen zum Leben erweckt. Und sie ist das, was bleibt, wenn Bilder verblassen. Wenn dein Bike in der Werkstatt steht. Du beim Lesen einer Copy aber das Adrenalin im Blut spürst.
Wie klingt deine Marke?
Produziert ihr Enduro-Biester mit Dreck im Gesicht und Hunger auf Höhenmeter? Downhill-Animals, die keinen Drop auslassen? Oder Trail-Buddys, die den Flow fühlen, wo andere Bremsen ziehen? Deine Marke ist kein Everybody’s Darling. Sie will nicht jedem gefallen. Sie will erkannt werden. An ihrem Klang, ihrer Haltung. Und die drückst du nun mal durch Sprache/Text aus.
So entwickelst du Sprache mit Grip
1. Kenne den Charakter eurer Bikes. Ist deine Marke wild? Präzise? Unnachgiebig? Spricht sie wie ein Coach oder ein Kumpel? Oder ist sie DER Captain? Jede Marke hat ein Wesen – deine Sprache muss es spürbar machen.
2. Nimm deine Zielgruppe ernst.Du schreibst nicht für Kundensegmente. Du schreibst für Menschen, die nachts Schrauben sortieren, im Regen trainieren, beim Frühstück Bike-Videos schauen. Sprich mit ihnen, nicht über sie. Und schon gar nicht im Marketing-Kauderwelsch.
3. Bau dir Leitplanken – keine Zwangsjacke.Ein Sprachleitfaden ist wie ein guter Trail: Er gibt Richtung, aber lässt Raum für Linie.Definier, welche Wörter zu dir passen – und welche nie auf deine Startseite dürfen.
4. Sei konsistent, aber nicht monoton.Dein Newsletter darf anders klingen als deine Webseite. Aber die Haltung, das Herzstück – das bleibt. Sie ist dein starker Kern, flexibel in der Form.
Warum sich das lohnt?
Wiedererkennung: Deine Marke wird hörbar – ohne Logo, ohne Bild.
Verbindung: Sprache schafft Nähe. Nähe schafft Vertrauen. Vertrauen verkauft.
Effizienz: Klar definierte Sprache spart Diskussionen.
Stil: Du hebst dich ab – ganz ohne Rabattaktionen.
Fazit: Gib deinem Produkt die Sprache, die es verdient.
Sprache ist nicht der Lückenfüller. Sie ist das, was bleibt, wenn alles andere wegfällt. Sie ist dein fester Tritt. Dein letzter Spruch vor dem Drop. Dein Warum, verpackt in Wörter, die etwas auslösen.
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