Stadtgewusel, hastige Schritte, die Blicke stur geradeaus. Viele begegnen sich, ohne sich zu sehen. Niemand nimmt wahr. Bis auf den Einen, der da in der Ecke steht. Und den Anschein macht, als würde er am liebsten in die Fuge derselben kriechen. Ein zaghaftes Lächeln aus einem Mund voller Zahnstummeln. Die Gassenzeitung unter den Arm geklemmt, wie ein Rettungsschwimmer seine Boje. Das Gesicht zerfurcht, wie ein Acker, nachdem er umgepflügt wurde. Und meerestiefe Seelenaugen. „Kaufst du mir eine Gassenzeitung ab.“
„Ja, natürlich.“ Ich stelle meinen Rucksack auf den Boden, knie mich hin. Klaube meinen Geldbeutel raus. Als ich wieder auf Augenhöhe mit ihm bin, flüstert er zaghaft: „Ich bin froh, dass du nicht mehr vor mir kniest. Ich schaue nämlich nicht gern auf Menschen hinab.“ Die Doppeldeutigkeit seiner Worte hängt wie eine Nebelschwade zwischen uns. Ich nicke verstehend, reiche ihm das Geldstück mit den Worten: „Ich auch nicht.“ Wir gönnen uns einen weiteren kleinen Augenblick. Gehen auseinander. Jeder seines Weges.
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