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Wenn KI nach Käsekuchen klingt und niemand weiss, wo der Blinker ist

  • Autorenbild: Yvonne Ineichen
    Yvonne Ineichen
  • vor 7 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 6 Tagen

Ich stelle eine simple Frage, und in den Seminarräumen höre ich oft dieselbe Geschichte: Alle nutzen KI «schon ein bisschen». Doch kaum jemand hat dieses Fahrzeug je zuerst kennengelernt: wo ist der Blinker, wo das Abblendlicht, wo die Kupplung und wie gebe ich Gas? Zwischen Käsekuchen, höflichen Schwiegermutter-Grüssen und Briefen, die nach Versicherungsbeilage klingen, zeigt sich ein Muster. Reinsetzen, Schlüssel drehen und losfahren – wird schon schiefgehen. So lautet die allgemeingültige Devise.  


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Ich stelle meine Einstiegsfrage und lande mitten drin in dieser typischen Mischung aus Neugier, Skepsis und «Ich mach das schon länger».

 

Was machst du schon mit KI? Die einen erzählen mir von Kochrezepten, die ihnen Chatty ausspukt, nachdem sie eingetippt haben, was der Kühlschrank hergibt. Andere lassen sich Geburtstagsgrüsse für ihre Schwiegermutter schreiben, um den richtigen Ton zu treffen. Oder man verfasst Briefe, die irgendwie nicht so richtig passen. Alle nicken und sind doch unsicher.

 

Ich lasse das kurz stehen. Dann stelle ich die zweite Frage, die den Raum zuverlässig in einen Raum der Stille verwandelt: Wer hat sich schon mal die Grundeinstellungen angeschaut? Man schaut mich an, als hätte ich vorgeschlagen, wir könnten jetzt spontan den Motor eines Autos auseinandernehmen. Genau in diesem Moment weiss ich, dass es richtig ist, ganz am Anfang zu beginnen. Und dieses Fahrzeug KI mal kennenzulernen. Damit wir nicht früher am Strassenrand liegenbleiben als uns lieb ist.

 

Viele bedienen KI wie eine Sofortbildkamera. Drücken und schauen, was rauskommt.

Viele Menschen nutzen KI wie eine Sofortbildkamera: schnell drücken, irgendwas kommt dann schon raus. Man glaubt an Wunder. Doch Wunder entstehen selten aus Zufall. Man wundert sich, warum Briefe klingen wie der Beipackzettel einer Versicherung. Ich wundere mich nicht. Weil ich weiss, dass wenige die KI auf sich eingestellt haben. Keine Vorlieben, keine Stimme, keine Rolle, keine Richtung. Einfach ein leeres Blatt, das rasch gefüllt wird.

 

Deshalb sind die Grundeinstellungen so wichtig. Sie sind das Tor zum eigenen Ton, zu treffsichereren Texten und Antworten. Und zu einem Quantum Sicherheit sowie Datenschutz. Denn das ist ein Thema, das viele ignorieren, aus Unwissenheit. Sind die Grundeinstellungen seriös gemacht, werden Ergebnisse auf einmal brauchbarer. Wer dann noch zielgerichtet arbeitet und die Prompts richtig aufbaut, hat eine recht wirkungsvolle Assistentin an der Hand.


KI hat Grenzen. Kennst du sie?

Doch nur weil KI so willig wirkt, heisst das nicht, dass sie keine Grenzen hat. Sie erfindet Fakten, die nie existiert haben. Sie spult Vorurteile ab, wenn man nicht aufpasst. Und sie pflückt deine Stimme so schnell auseinander, dass du dich selbst kaum mehr erkennst. Ein Teilnehmer las mir in einem Kurs einmal seinen Text vor und fragte: «Klinge ich wirklich so?» Nein, meinen wir beide. KI braucht Führung, Verständnis, Klarheit und ganz wichtig! Bewusstsein sowie gesunden Menschenverstand.


Trotz Risiken liegt hier auch eine Chance. Wenn Menschen ihre KI korrekt instruieren, beginnt die Zusammenarbeit. Gerade für Klein- und Kleinstbetriebe, für die Büroarbeit und Korrespondenz ein Chnorz ist, kann sie erleichtern. ABER! gute KI ist kein Ersatz für Denken. Sie ist ein Spiegel. Ein Sparring. Eine Art Luftloch im Alltag.

 

Darum mein Weckruf, der immer wieder im Raum steht: Hör auf, KI wie einen Glücksautomaten zu bedienen. Lern sie kennen. Dreh an den Reglern. Mach sie zu deiner Verbündeten. Dann arbeitet sie für dich, statt dich mit Zufallsmaterial zuzudecken. Und wenn du das nächste Mal sagst: «Ich nutze KI schon ein bisschen», dann meine ich damit nicht mehr Käsekuchen und lauwarme Briefe. Sondern als Werkzeug, das dir deinen Büroalltag vereinfacht.

Du brauchst Fahrstunden? Hier geht's zu meinen Weiterbildungen.

 

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