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  • AutorenbildYvonne Ineichen

Moderieren – 7 Tipps für den gelungenen Auftritt

Clubhouse, Radio, Podcast, Firmenevent: Gelegenheiten für Moderationen gibt es viele. Die meisten von uns sind Laien darin. Am 9. März 2021 haben Manuel Naranjo und ich uns mit Andy Wolf auf Clubhouse über Moderation unterhalten. Ich habe die Erkenntnisse aus dem Gespräch und den Fragen aus dem Publikum zusammengefasst.


1. Gehe nie ohne Training an den Start «Du kannst nicht aus dem Ärmel schütteln, was du vorher nicht reingepackt hast.» Diese Aussage von Rudi Carrell bringt es auf den Punkt. Wer einen Raum, Anlass oder einen Podcast moderiert, muss seine Gäste und


sein Publikum kennen. Wie du das erreichst? Führe ein Vorgespräch mit deinen Auftraggebern, frag nach ihren Erwartungen und danach, wer dem Gespräch lauschen wird. Wer sitzt im Publikum? Wie soll die Sprache sein? Was ist das Ziel des Events, des Abends, des Auftrittes? Lies dich in die Materie ein, damit du gut nachfragen und ein grundlegendes Verständnis hast. Vergiss jedoch nicht: Du bist nicht der Experte, die Expertin, sondern stellst (als Gastgeber) das Bindeglied zwischen genau diesen und dem Publikum dar. Und das Publikum muss verstehen, was auf der Bühne oder hinter dem Mikrofon erzählt wird. Dafür sorgst du mit deinen 4-M: «Man muss Menschen mögen» gehört zur Moderations-DNA. Übrigens: Hast du bei einer Anfrage, einem Auftrag das Gefühl, das Thema liege dir nicht, dann sprich das offen und ehrlich aus. Denn nicht nur deine Gäste spüren, ob du sattelfest bist, sondern auch das Publikum.

2. Die Moderation lebt von einer Dramaturgie Eine gute Moderation ist wie ein Stück in drei Akten. Die Einleitung, der Hauptteil, der Schluss. Anfang und Ende müssen begeistern. Mit einem knackigen Einstieg holst du das Publikum ab. Der perfekte Schluss bleibt den Zuhörerinnen und Zuhörern das Gespräch in guter Erinnerung. Sind deine Expert*innen eloquent? Wunderbar! Dann binde sie in den Schluss mit ein. Lass sie ihre Kernbotschaften nochmals platzieren. Im Zwischenteil hörst du genau hin und fragst nach. Du fasst das Gesagte klar und verständlich zusammen und übersetzt Aussagen in die Publikumssprache, falls das nötig ist. Moderationen unterstützen den Inhalt, mit deiner Stimme schaffst du Vertrauen. Dazu würzen geschickt platzierte Beispiele und Anekdoten deine Moderation. Storytelling lautet auch hier das patente Rezept. Denk daran: Du als Moderator*in breitest deinen Gästen den roten Teppich aus und sorgst dafür, dass sie im Rampenlicht strahlen.

3. Schuster bleib bei deinen Leisten Fremde Formulierungen klingen selten authentisch. Im blödesten Fall verhaspelst du dich an Worten, die nicht die deinen sind. Frage dich bei Anglizismen und Fachbegriffen, ob dein Publikum diese Worte versteht. Die Moderationssprache darf einfach verständlich sein. Schachtelsätze haben hinter dem Mikrofon nichts zu suchen. Hat dir jemand einen Text vorgekaut, kann das ganz schnell auswendig gelernt klingen. Und wer will schon einem solchen Moderator zuhören? Moderation darf lebendig sein und authentisch. Wie du dein Skript vorbereitest, ist sehr individuell. Stichworte, einzelne Sätze: Mit der Zeit wirst du herausfinden, was dir behagt. Wichtig ist, dass es nach dir klingt und deine Worte sitzen wie angegossen. Bei uns Schweizern kommt es selten gut, wenn wir das Skript in Schriftsprache verfassen und während der Moderation eine Übersetzung ins Schweizerdeutsch versuchen. Das hört man – ausser du bist wirklich sehr versiert. Also: Mach dein Skript in der Sprache, in der du auch die Moderation hältst. Übrigens: Deine Auftraggebenden wünschen eine zweisprachige Moderation und du bist in der zweiten Sprache nicht sattelfest? Dann hol dir eine*n Moderationspartner*in dazu. Du bist den Stress mit der zusätzlichen Sprache los und die Moderation gewinnt an Lebendigkeit.

4. Sei einfach mutig Einfach mutig? Genau! Es braucht Mut, in einfachen Sätzen, in einer anschaulichen Sprache zu sprechen. Wir haben leider oft den Eindruck: je komplexer die Worte, je komplizierter die Aussagen, desto kompetenter die Wirkung. Jein: Wer sein Anliegen einem 10-Jährigen nicht verständlich machen kann, hat es selbst nicht begriffen. Unser Alt Bundesrat Ogi war nicht zuletzt deshalb so beliebt, weil es ihm gelang, seine Anliegen mit Metaphern, Erfahrungen und in einfachen Sätzen mitzuteilen. Natürlich darf man vor einem Publikum, das aus lauter Expert*innen zu einem Thema besteht, tiefer in die Fachwortkiste greifen. Das bedingt aber, dass du als Moderator diese aus dem Effeff beherrschst. Ansonsten: halte es einfach, bleibe du selbst. Das braucht Mut und auch Zeit. Am Anfang ist es verlockend, grossen Vorbildern nachzueifern. Weil die mit ihrem Auftritt schliesslich Erfolg haben. Doch, eine schlechte Kopie ist genau das: eine schlechte Kopie und kommt niemals gegen ein authentisches Auftreten an. Sei deine eigene Blaupause!

5. Lampenfieber? Unbedingt! Eine gewisse Grundanspannung – auch Lampenfieber genannt – vor einer Moderation darf sein. Sie ist sogar hilfreich. Denn dadurch schüttet der Körper Adrenalin aus und du bist präsent. Wenn dich das Lampenfieber zu sehr übermannt, kann das allerdings hinderlich sein. Wie du damit umgehen kannst und was dich unterstützt, wirst du mit der Zeit selbst herausfinden. Es gibt Menschen, die entwickeln richtige Rituale vor einer Moderation. Du hast keine Ahnung, was dir guttun würde? Vier Impulse:

  • Gehe kurz spazieren.

  • Atme ein paar Minuten tief in den Bauch.

  • Meditiere für einige Minuten

  • Sprich mit jemandem über etwas völlig anderes.

Und dann packe die Gelegenheit beim Schopf! Wenn du den Einstieg bravourös meisterst, hast du die Hälfte der Strecke bereits geschafft. Was nicht heisst, dass du jetzt den Schlendrian einlegen kannst. Im Gegenteil: Moderation ist ein Langstreckenlauf. Du bleibst fokussiert, interessiert, hörst hin, fasst das Gesagte zusammen. Und zwar über die gesamte Distanz.

6. Zu temporeich unterwegs Du realisierst, dass du zu schnell sprichst? Das kann passieren, wenn du etwas nervös bist. Du verhaspelst dich eher und verlierst vielleicht sogar den roten Faden. Was per se kein Unglück ist. Schliesslich bist du ein Mensch und kein Roboter. Doch, fällt dir dein Sprechsprint selbst auf, dann drossle dich. Rede ganz bewusst viel langsamer, betone einzelne Worte und lege eine Pause ein. Atme tief durch, nicht nur bis zum Brustkorb, sondern ganz tief in den Bauch. Du wirst sehen: dein Puls beruhigt sich und deine Worte fliessen augenblicklich wieder ruhiger. Falls dir der rote Faden trotz allem abhandenkommt: Steh dazu. Das ist viel sympathischer, als wenn du dich auf Biegen und Brechen durchmogeln willst. Übrigens: Bist du der Auftraggeber, die Auftraggeberin und bemerkst, dass dein*e Moderator*in durch die Moderation sprintet, weise ihn/sie unbedingt darauf hin. Gerne auch in einer Moderationspause und nicht erst am Ende des Events oder des Gesprächs.

7. Nicht jede*r muss dich lieben So verschieden wir Menschen sind, so divers sind unsere Vorlieben. Es wird immer jemanden geben, dem dein Gesicht, deine Stimme, dein Auftreten nicht gefällt. Als Moderatorin, Moderator darfst du dir das Selbstvertrauen aneignen, mit kritischen Stimmen umgehen zu können. Kommt Kritik auf dich zu, darfst du dich fragen, ob sie berechtigt ist. Es kann eine Chance darstellen, seine Kompetenzen zu verbessern. Sprichst du direkt vor Publikum, bekommst du das Feedback unmittelbar. Lacht niemand über deine Pointe, weisst du, was Sache ist. Auch das kann vorkommen. Davon darfst du dich nicht entmutigen lassen. Denn wie bei allem lautet auch bei der Moderation die Devise: Übung macht den Meister, die Meisterin.

Input für Unternehmen: Ein Firmenevent, ein Jubiläum, eine Aktionärsversammlung steht an? Wusstest du, dass eine Moderatorin, ein Moderator solchen Anlässen guttut? Natürlich kann die Moderation jemand internes übernehmen. Doch: Stellt diese Person die richtigen Fragen? Führt sie gekonnt und souverän durchs Programm? Bringt sie Gesagtes auf den Punkt und fragt nach, wenn etwas nicht klar ist? Genau das tun gute Moderator*innen: Sie rollen dem Gast den roten Teppich aus und sorgen dafür, dass er/sie den perfekten Auftritt bekommt.

P. S. Diese Tipps sind definitiv nicht abschliessend. Sondern das Resultat aus einer spannenden Diskussionsrunde. Hast du Ergänzungen? Dann gerne her damit.

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